Aber morgen muss ja nun erst einmal Vishy Anand zeigen, welche Weißvarianten er für diese WM vorbereitet hat. Ich bin gespannt und hoffe, dass Sie auch morgen wieder um 10:30 Uhr hier bei mir zu Gast sind. Bis dahin!
Ich vermute, dass Carlsen in der dritten Partie - wenn er wieder weiß hat - nicht noch einmal mit dieser Eröffnung starten wird. Er ist einfach nicht der Spieler, der über eine perfekte Eröffnungsbehandlung diesen Kampf entscheiden will. Er wird sicher mit anderen Varianten versuchen, sein gewünschtes eher positionelles Schach aufs Brett zu bekommen.
Und so sind wir nach der ersten Partie irgendwie auch noch nicht schlauer als zuvor. Beide Spieler mussten heute noch nicht ans Eingemachte, es war eher ein Warm-Up. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in den kommenden Tagen noch die lang ausgefochtenen Partien sehen werden, die alle im Vorwege erwartet haben.
Anand hätte statt der dreifachen Stellungswiederholung auch mit 16. b5 fortsetzen können. Doch der Inder sah da eher Probleme mit seiner Bauernstruktur auf dem Damenflügel. Und dieses Risiko wollte er heute noch nicht eingehen.
Der Norweger sitzt zusammen mit Anand auf der Pressekonferenz. Beide Spieler unterhalten sich auch abseits der Mikrophone flüsternd über die gespielte Partie. Soviel Harmonie war auf vergangenen Weltmeisterschaften auch nicht an der Tagesordnung.
Magnus Carlsen sagt auf der anschließenden Pressekonferenz, dass er nicht richtig in diese Partie reingekommen sei. Er war von 12. Sd4 überrascht und hatte dann keine richtige Idee mehr gefunden, das Spiel in seine Richtung zu lenken.
Remis
Das ist jetzt schon ein wenig überraschend. Der Auftakt zu dieser WM ist nach 90 Minuten schon wieder vorbei. Durch die dreifache Stellungswiederholung endet die erste Partie schon im 16. Zug Remis.
Sa5 16.Da3 Sc4 Remis
Jetzt könnte Anand mit Sa5 eine dreifache Stellungswiederholung anstreben und damit sehr früh in ein Remis einwilligen. Der Schiedsrichter könnte dann zwar auf Weiterspielen plädieren, dies ist aber eher unwahrscheinlich. So ein Eingriff 'von oben' könnte seitens der Spieler zu einem Eklat führen.
13... Sa5 14.Da3 Sc4 15.Db3
Bedenkzeit
Auch Carlsen scheint sich der schwarzen Initiative bewusst zu sein. Er hat über 20 Minuten für den Damenzug nach b3 nachgedacht. Ein Wort zur Bedenkzeit: beide Spieler haben 120 Minuten für die ersten 40 Züge, 60 Minuten für die nächsten 20 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie zuzüglich 30 Sekunden Zeitgutschrift ab dem 61. Zug. Der Norweger hat für seine ersten 13 Züge 50 Minuten verbraucht.
13. Db3
Doch die aktuelle Generation in der Weltspitze braucht diese Regel eigentlich nicht. Gerade Carlsen ist ein Spieler, der auch sehr ausgeglichene Stellungen bis tief ins Endspiel versucht, zu seinen Gunsten zu entscheiden.
Noch vor wenigen Jahren haben sich Großmeister auf guten Turnieren sehr häufig früh auf ein Remis geeinigt, was natürlich bei den Zuschauern auf Missmut gestoßen ist und bei den großen Turnieren einem Verbot früher Remisabschlüsse geführt hat.
Die beiden Spieler dürfen übrigens nicht vor dem 30. Zug ein Remis vereinbaren. Sollte es vor dem 30. Zug zu einer dreimaligen Stellungswiederholung kommen, ist dies nur dann Remis, wenn der Schiedsrichter zustimmt.
Irgendwie ist die Partie-Anlage ein wenig typisch für den Spielstil des Norwegers. Er sucht nicht den Vorteil des Anziehenden und verlässt schnell die theoretischen Gefilde. Und Anand hat sich mit seinem zehnten Zug dazu entschieden, früh den Kampf anzunehmen. Die Partie bietet bereits nach wenigen Zügen einen guten Ausblick auf den Wettkampf der kommenden Tage.
12.. ..Sd5
Anand hat sich sofort dazu entschieden, die weißen Bauern im Zentrum zu befragen. Der Springer auf c4 hängt zwar ein wenig in der Luft, aber er ist auch nicht so leicht anzugreifen. Der Computer sieht schwarz zu diesem Zeitpunkt bereits in einem kleinen Vorteil.
... Sb6 11.c5 Sa5 12.Lc1
Doch nun ist es eine eher passivere Variante der Grünfeld-Indischen Verteidigung geworden, mit der dieses WM eröffnet wird. Nachdem nun die ersten Bauern getauscht wurde, hat Carlsen erst einmal die Felder im Zentrum unter Kontrolle.
Ich hatte im Vorwege ehrlich gesagt damit gerechnet, dass hier in sehr vielen Partien die Spanische Eröffnung verhandelt wird. Das haben die beiden Kontrahenten zuletzt häufiger auf dem Brett gehabt.
... Sd7 9.Sc3 dc: 10.bc:
5. O-O Sf6 6. b3 O-O 7. Lb2 Lf5 8. c4
2. g3 g6 3. Lg2 Lg7 4. d4 c6
Anand antwortet mit 1. ... d5. So richtig will Carlsen heute wohl noch nicht mit seinen Varianten rausrücken. Der entscheidet sich für ein Königsfianchetto, eher passiv.
Nun ist auch Anand erschienen. Die WM kann beginnen und Carlsen eröffnet die WM mit 1. Sf3.
Noch kurz eine Bemerkung zu den technischen Möglichkeiten in unserem Ticker. In der Animation oben können Sie die Partie auf dem Brett verfolgen. Sie können auch einzelne Züge vor und zurück machen oder auf den Beginn und das Ende des Spiel gehen. In der rechten Notation besteht die Möglichkeit auch einen konkreten Zug auszuwählen und sich dann oben die entsprechende Stellung anzuschauen.
vor Beginn
Magnus Carlsen, der in der ersten Partie mit Weiß spielt, sitzt schon einige Minuten im Turniersaal. Der Weltmeister lässt noch auf sich warten.
vor Beginn
Es gibt wohl kaum eine Sportart, die so von den Analogien vergangener Turniere und Meister lebt wie Schach. Und so werde auch ich in den kommenden Tagen immer mal wieder Ausflüge in die Geschichte des Schachs unternehmen und auf aktuelle Geschehnisse jenseits des Brettes eingehen.
vor Beginn
An dieser Stelle sollen natürlich die Partien im Mittelpunkt stehen. Dank der technischen Hilfsmittel kann auch der schreibende Amateur die Züge der Kontrahenten ein Stück weit einschätzen. Doch so ein Wettkampf ist natürlich weit mehr als das Duell auf den 64 Felder.
vor Beginn
Dieser Wettkampf ist auf zwölf Partien angesetzt. Erreicht ein Spieler schon davor 6,5 Punkte, ist das Duell entschieden. Steht es nach zwölf Runden 6:6, folgen vier Tie-Break-Partien im Schnellschach. Ist dann immer noch keine Entscheidung gefallen, wird um den Titel geblitzt.
vor Beginn
Mit Vishy Anand trifft Carlsen aber auf einen Spieler, der seinen 2007 gewonnenen Titel zuletzt dreimal in Folge verteidigte und dabei namhafte Gegner wie den Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik, Wesselin Topalow und zuletzt Boris Gelfand in die Schranken wies. Auch wenn der Inder vielleicht nicht mehr ganz in der Form vergangener Tage ist, ihn bei seiner Heim-WM abzuschreiben, wäre ganz sicher verfrüht.
vor Beginn
Schon kurios, an dieser Stelle mit dem Herausforderer zu beginnen. Fast der gesamte mediale Fokus in Europa ist auf den jungen Norweger gerichtet, ich habe bislang keine Experten-Vorschau gelesen, die in dem 22-Jährigen nicht schon den kommenden Weltmeister sieht.
vor Beginn
Dieses Interesse hängt natürlich nicht unwesentlich mit dem Herausforderer zusammen. Zum ersten Mal seit Bobby Fischer 1972 kämpft mit Magnus Carlsen ein Spieler der 'westlichen' Welt wieder um den Titel. Der damalige Kampf des Amerikaners in Reykjavík gegen Boris Spasski war wesentlich geprägt von der Weltpolitik des 'Kalten Krieges', 2013 steht ausschließlich der Sport im Mittelpunkt.
vor Beginn
Tja, wie steige ich in dieses Duell um die Schachkrone ein? Seit langer Zeit spürt man auch in Deutschland und West-Europa mal wieder ein verstärktes Interesse für der letztlich wichtigste Veranstaltung der Schachwelt.
vor Beginn
Hallo und ein Herzlich Willkommen zur Schach WM 2013!