Der EHC München steht wohl kurz vor einer Übernahme durch Red Bull. Doch gegen die geplanten radikalen Umstrukturierungsmaßnahmen regt sich im Umfeld des Clubs bereits Widerstand. sportal.de über die Zukunft des derzeitigen Zwölften der DEL.
Die Gerüchteküche brodelte schon seit geraumer Zeit, nun scheint einer Übernahme des EHC München durch den österreichischen Konzern Red Bull (8000 Mitarbeiter, 4,3 Milliarden Euro Umsatz) kaum mehr was im Wege zu stehen. Medienberichten zufolge soll Red Bull den Kanadier Michael Phillips als Alleingesellschafter des Vereins ablösen. Vorbehaltlich einer Wirtschaftsprüfung soll die EHC Spielbetriebs GmbH nach Wunsch der Österreicher noch im Januar auf Red Bull übergehen. Schon jetzt sind erste Informationen über eine geplante Umstrukturierung des Vereins an die Öffentlichkeit gelangt.
Fokus auf den EHC
Wie immer, wenn der österreichische Getränkehersteller des Unternehmers Dietrich Mateschitz sein Sport-Imperium vergrößert, gehen damit hochtrabende Ziele einher. Auch mit dem Münchener DEL-Club scheinen die Österreicher große Pläne zu haben. Wie die Salzburger Nachrichten berichten, wird die komplette Eishockey-Sparte Red Bulls eine Neuausrichtung erfahren. Konzentrieren sollen sich die Bemühungen des Konzerns ab der kommenden Saison voll auf den EHC. Der EC Red Bull Salzburg, der in der österreichischen EBEL seit 2007 vier Meistertitel errang, wird in den kolportierten Plänen die Rolle eines Ausbildungsteams übernehmen.
Die Position des gemeinsamen Sportdirektors beider Mannschaften ist dabei Pierre Pagé zugedacht. Der ehemalige Berliner Meistertrainer steht seit über fünf Jahren als Coach in Diensten der Salzburger und hat ein Vertragsangebot bis 2016 vorliegen. Als sein Assistent steht Stefan Wagner, der zurzeit noch in der 2. Bundesliga bei den Schwenninger Wild Wings die Managerrolle ausfüllt, kurz vor der Vertragsunterschrift. Pagés zukünftige Rolle könnte auch für seinen ehemaligen Arbeitgeber, die Eisbären Berlin, unerfreuliche Konsequenzen zeitigen.
Meistertrainer Jackson im Gespräch
Denn zurzeit wird öffentlich gemutmaßt, dass Eisbären-Coach Don Jackson im Sommer nach München wechselt. Jacksons Vertrag beim deutschen Serienmeister läuft nach dieser Spielzeit aus, Eisbären-Manager Peter-John Lee konnte bisher keine Verlängerung des Kontrakts erreichen und hält sich zunehmend bedeckt. Jackson, den eine Freundschaft mit seinem kanadischen Landsmann Page verbindet, steht also wohlmöglich auf dem Sprung nach München, wo der derzeitige Coach Pat Cortina nach der Saison ohnehin seinen Posten räumen wird, um sich in Gänze auf den Job als Nationaltrainer konzentrieren zu können.
Und auch auf dem Spielermarkt schlägt die geplante Offensive Red Bulls bereits Wellen. So stehen dem Vernehmen nach mehrere deutsche Nationalspieler in Kontakt mit dem EHC, darunter zum Beispiel Stürmer Marcel Müller, der zurzeit beim schwedischen Erstligisten Modo seine Brötchen verdient und einst als eines der größten deutschen Eishockey-Talente galt.
Heftiger Widerstand aus dem EHC-Umfeld
Doch nicht alle Gedankenspiele der Österreicher werden in München freudig aufgenommen. Es gibt insbesondere zwei Punkte des Red-Bull-Plans, die im Umfeld des EHC auf Unmut stoßen. So steht im Raum, dass das DEL-Team zukünftig mit der B-Mannschaft gemeinsam in Salzburg trainiert und nur zu den Spielen ins 150 km entfernte München reist. Als Gründe hierfür gelten die gute Infrastruktur am österreichischen Standort und etwaige Steuervorteile. Ein Team, das nur am Wochenende in die bayrische Landeshauptstadt "einschwebt" und sich nach dem Spiel wieder zügig auf den Weg Richtung Süd-Osten macht, wäre für die Münchner Fans undenkbar.