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Zusätzlich könnte das Verhältnis der EHC-Fans zum neuen Gesellschafter durch die Personalie Christian Winkler schwer belastet werden. Der Manager des Teams gilt als eine der Identifikationsfiguren des Vereins, hält seit neun Jahren die Zügel in München in der Hand und führte den Club aus der 2. Bundesliga ins Oberhaus. Als ruchbar wurde, dass Red Bull darüber nachdenkt, Winkler trotz Vertrages bis 2014 im Sommer vor die Tür zu setzen, brach ein Entrüstungsturm im Münchner Umfeld los. Fans, Spieler und auch Trainer Pat Cortina machten sich daraufhin für Winkler stark.
Mittlerweile scheinen die Österreicher in dieser Angelegenheit wieder zurück zu rudern. Neueste Informationen deuten auf einen Verbleib Winklers über diese Saison hinaus hin. Ein Schachzug, an dem Red Bull vermutlich gut tut. Schon heute hat der EHC mit schwachen Zuschauerzahlen zu kämpfen, sollte durch eine Entlassung Winklers auch noch das Band mit den eigenen Anhängern zerschnitten werden, droht dem Konzern womöglich ein ähnliches Desaster wie der Anschütz-Gruppe mit dem DEL-Team der München Barons Anfang der 2000er Jahre.
München, ein schwieriges Pflaster
Die amerikanische Holding scheiterte damals daran, die Barons in der bayerischen Landeshauptstadt zu etablieren, obwohl die Mannschaft sogar den Meistertitel feierte. Nach nur drei Jahren verpflanzten die Amerikaner das Team in den Norden der Republik nach Hamburg, wo es bis heute als Hamburg Freezers in der DEL an den Start geht.
Doch nicht nur deswegen gilt München seit jeher als schwerer Standort für den Eishockey-Sport. Vor den Barons erwischte es 1994 bereits die Mad Dogs, die nach nur einem Jahr der DEL-Zugehörigkeit ihren Laden schließen mussten. Und auch der EHC stand im vergangenen Sommer bereits vor dem Aus, ehe Red Bull als Namenssponsor in die Bresche sprang und den Verein so vor dem finanziellen Kollaps bewahrte.
In Zukunft dient Red Bull also nicht mehr nur als Geldgeber, sondern hält die Zügel selber in der Hand. Um Eishockey in München endlich auf solide Beine stellen zu können, hoffen die Macher darauf, dass möglichst bald eine neue Multifunktionsarena entsteht - die Stadt gab erst kürzlich grünes Licht für den Bau. Dort könnte der EHC zusammen mit den Basketballern von Bayern München als Heimteam auflaufen.
Generell dürfte das Korbball-Projekt der Bayern als Blaupause für die Pläne des EHC gelten. Dank geschickter PR und Event-Charakter strömen regelmäßig rund 6000 Zuschauer in den Audi-Dome - fast doppelt so viele wie zum EHC. Aber womöglich schafft es ja der Energy-Drink-Produzent aus Österreich dem EHC Flügel zu verleihen und dem Eishockey in München endlich zu einem Höhenflug zu verhelfen.