Die WM-Qualifikation steckt noch in den Kinderschuhen. So konnte Deutschland mit jugendlichem Spaß sein Auftaktspiel gegen die Färöer-Inseln bestreiten, deren Keeper Gunnar Nielsen allerdings die Krabbelgruppe schon hinter sich gelassen hat.
Bevor es am Dienstag gegen die halbstarken Österreicher geht, musste jedem Fußballfan klar sein, dass das Auftaktspiel der nicht leichten WM-Qualifikationsgruppe C keinen echten Pflichtspielcharakter haben würde. Kein Zufall vielleicht, dass die UEFA am Tag vor dem Spiel auf der Suche nach dem Modus für die EM-Qualifikation 2016 nicht ausschließen wollte, Kleinstnationen in Zukunft in eine Vor-Quali zu schleusen.
Viele niedersächsische Fußballfreunde wollten die vom DFB abgerufenen Kartenpreise schon jetzt nicht zahlen und blieben der Veranstaltung in Hannovers AWD-Arena fern, das Stadion war nur zu etwa zwei Dritteln gefüllt. Die 32.769 Zuschauer, die gekommen waren, sahen eine muntere, wenn auch nicht taktisch hochwertige Anfangsphase, in der Deutschland wild angriff, die Fähringer gar nicht mal schlecht konterten, und Keeper Gunnar Nielsen gleich drei übermenschliche Reflexe zeigte, die erklärten, warum der Mann bei Manchester City unter Vertrag stand und warum er keine Pudelmütze braucht, um sich einen internationalen Namen zu machen.
Doch nach einer knappen halben Stunde konnte dann auch Nielsen nichts mehr machen, als Mario Götze, von Mats Hummels geschickt, ein Dribbling in den Strafraum mit dem 1:0 abschloss, nachdem er gleich fünf Gegenspielern das deutsche Wort "Düpieren" erklärt hatte. Das deutsche Wort "Spannung" war nun noch weniger angemessen als zuvor, aber die geringe Erwartungshaltung gegenüber den Amateuren von den Nordseeinseln ließ Konter der Gäste mit ein, zwei direkten Pässen schon ganz gut aussehen - auch, wenn am Ende meist einem Fähringer der Ball versprang.
Einwohnerzahlen nicht adäquat repräsentiert - zum Glück
Defensiv standen die Färöer auf den ersten Blick ganz gut, aber ohne die Heldentaten Nielsens und mit etwas mehr Abgeklärtheit im Abschluss auf deutscher Seite hätte es trotzdem das Debakel gegeben, das das Einwohnerverhältnis (80 Millionen vs. 49.000) eigentlich hätte erwarten lassen. Wobei ein maßstabsgetreues 2.000 zu null auch nicht angemessen gewesen wäre.
Nach der Pause drehte der bis dahin etwas blasse Mesut Özil dann noch einmal auf und erhöhte auf 3:0, in zwei interessanten Toren. War das 1:0 dadurch gefallen, dass Hummels bis weit in die gegnerische Hälfte nicht angegriffen worden war und dann Götze seine Genialität ausspielte, entsprangen die beiden späteren Tore dem, was Deutschland gerne spielen möchte und zumindest gegen so einen Gegner auch spielen sollte.
Nach einer Ecke für die Gäste zehn Minuten nach Wiederanpfiff gewann Sami Khedira im eigenen Strafraum den Ball und initiierte einen perfekten Konter: Özil startete mit dem Ball, spielte rechts in den Lauf von Thomas Müller und ging selbst Richtung Strafraum, Müller flankte aus vollem Lauf präzise auf Özil, der dank konfuser Laufwege des Gegners frei im Slot stand und mit Direktabnahme vollstreckte.
Gegenpressing FTW
Das 3:0 in der 71. Minute wiederum resultierte aus dem beliebten Gegenpressing. Nach einem Ballverlust der Deutschen in der gegnerischen Hälfte verlor Hallur Hansson den Ball gleich wieder gegen die gut attackierenden Philipp Lahm und Hummels, Marco Reus bekam das Leder und bediente Özil, der zum Endstand vollstreckte.
So blieb es beim 3:0, in der Gruppe C spielte außerdem nur Kasachstan gegen Irland, die Mannschaft von Giovanni Trappatoni drehte das Match in den Schlussminuten und gewann mit 2:1. Nächster Gegner für Deutschland ist am Dienstag in Wien Österreich. Zeit, erwachsen zu werden.