Präsident Clemens Prokop hat sich kritisch zur Rolle des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in der westdeutschen Doping-Problematik geäußert. "Wenn die Dokumente und das, was ich gelesen habe, stimmen, haben sich einige Verantwortliche des DLV verantwortungslos verhalten", sagte Prokop dem SID: "Das wirft im Nachgang sicherlich kein gutes Licht auf den Verband."
Erst zuletzt hatte eine Studie des Wissenschaftlers Simon Krivec wieder einmal herausgestellt, dass Funktionäre des DLV in den 60er, 70er und 80er Jahren zumindest Mitwisser bei Doping-Missbrauch in der deutschen Leichtathletik waren. In der Doktorarbeit hatten 31 Leichtathleten Doping in dieser Zeit zugegeben.
Der Tod der Siebenkämpferin Birgit Dressel, die am 10. April 1987 im Alter von 26 Jahren an Multiorganversagen starb, sei damals ein Schock gewesen, so Prokop. Dressel hatte vor ihrem Tod mehr als 100 Substanzen, darunter auch Anabolika, eingenommen. Ob ihr Tod allerdings eine direkte Dopingfolge war, wurde nie vollständig geklärt, ein Ermittlungsverfahren später eingestellt.
"Nachdem was heute alles bekannt ist, ist sie ein Opfer von medizinischen Praktiken geworden, die unverantwortlich waren. Losgelöst von der strafrechtlichen Verantwortung war es unverantwortlich, dass eine junge Athletin in einer für sie so gefährlichen Weise medizinisch betreut wurde", sagte Prokop.