
Nachdem FIFA-Präsident Joseph Blatter eine Kehrtwende angekündigt hatte, verdichten sich die Anzeichen, dass die WM 2022 in Katar im Winter gespielt werden soll. Premier League-Boss Richard Scudamore kündigte einen Kampf gegen dieses Vorhaben an.
Die englische Premier League bleibt der hartnäckigste Gegner der angekündigten Verschiebung der Fußball-WM 2022 in Katar in den Winter 2022. "Wir denken, dass das ein Fehler sein würde, und glauben nicht, dass das funktionieren wird. Deswegen werden wir alles Erdenkliche unternehmen, um auch andere zu überzeugen, dass dies der falsche Weg ist", sagte Liga-Boss Richard Scudamore in Hongkong im Rahmen einer Saisonvorbereitungs-Veranstaltung mit englischen Klubs.
''Elend viel Arbeit''
Scudamore kritisierte auch den leichtfertigen Umgang von Entscheidungsträgern mit der international tief in den Profi- und Amateur-Fußball hineinwirkenden Termin-Revolution: "Für die Herren Präsidenten ist alles kein Problem, sie müssen die Drecksarbeit ja nicht machen. Aber tatsächlich bleibt elend viel Arbeit, und wenn die WM wirklich vorgezogen wird, wird auf der ganzen Welt Chaos im Fußball entstehen."
Der Liga-Boss verwies darauf, dass neben der WM-Saison 2021/22 sowohl die vorherige als auch die anschließende Spielzeit von der Verlegung betroffen sein würden. Außerdem hätten die Änderungen, die Präsident Joseph S. Blatter vom Weltverband FIFA in der vergangenen Woche in Aussicht stellte, möglicherweise auch negative Auswirkungen auf die zum Teil milliardenschweren TV-Verträge der nationalen Ligen.
Erleichterung wegen der Hitze
Blatters Ankündigung hat bislang lediglich Erleichterung aufgrund der Vermeidung von WM-Spielen in Katars glühender Sommerhitze ausgelöst. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga (DFL) und Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in seiner Funktion als Chef der europäischen Klub-Vereinigung ECA betonten vorrangig die Vorteile für die Gesundheit der Spieler durch einen Verzicht auf die WM im Sommer. Schwierigkeiten bei der Umstellung der internationalen Spielkalender blieben in den meisten Bewertungen praktisch außen vor.
Scudamore forderte jedoch trotz allen Nachdrucks seiner Kritik anders als das deutsche FIFA-Exekutivmitglied Theo Zwanziger keine Aufhebung der WM-Vergabe an Katar. Der frühere DFB-Präsident hatte zuletzt überraschend deutlich alleine den WM-Zuschlag für Katar als "eklatante Fehlentscheidung" bezeichnet und eine Korrektur dieses inzwischen auch von Blatter eingestandenen Fehlers bloß durch eine Verlegung als unzureichend gebrandmarkt: "Wenn die Entscheidung damals wirklich falsch war, muss man sie aufheben und darf durch eine WM-Verschiebung nicht neue Belastungen für bisher Unbeteiligte verursachen."
Finale am 18. Dezember?
Ungeachtet der formal noch gar nicht beschlossenen WM-Verlegung sind bei der FIFA die entsprechenden Pläne offenbar schon weit gediehen. Das Finale einer Winter-WM 2022 soll Informationen des Fachmagazins kicker zufolge kurz vor Weihnachten stattfinden. Mit Bezug auf FIFA-Führungskreise hieß es, die Endrunde solle im November beginnen und das Endspiel am 18. Dezember ausgetragen werden. Damit müssten der deutsche Meister und andere nationale Champions 2022 spätestens Mitte Oktober gekürt werden, damit die Nationaltrainer ihre Mannschaften auf das Turnier vorbereiten können.