Er hat kurz überlegt, aber dann war die Sache für Nicolas Kiefer schnell klar: "Wenn die Nummer eins dich in ihren Trainerstab ruft, da sagst du nicht nein." Nun ist Maria Sharapova de facto zwar gerade "nur" die Drei der Weltrangliste, aber "eigentlich ja die gefühlte Eins".
Wie auch immer, der 35-Jährige wird die große Chance beim Schopfe packen. Am Freitag fliegt er zum Turnier nach Doha, wo er sich erstmals mit seiner neuen Chefin trifft. Von dort aus geht es nach Los Angeles, dort gehört er weitere zehn Tage lang zum Trainerteam der glamourösen Russin.
"Da werde ich dann auch mal die Vorhand durchziehen", sagt er und lacht. Ob die dann zurückkommt, davon hat Kiefer keine Vorstellung: "Ich habe keine Ahnung, wie hart eine Spielerin wie Sharapova wirklich schlägt." Er wird es herausfinden, einen Schnellkurs in Russisch hat Nicolas Kiefer allerdings noch nicht gebucht. Er weiß ja auch noch nicht, ob die Zusammenarbeit von Dauer sein wird.
Nach den zehn Tagen in Los Angeles wird man sich an einen Tisch setzen und die Vor- und Nachteile abwägen. "Vielleicht sagt sie ja dann, mit dem geht das gar nicht, oder ich finde heraus, dass es nichts für mich ist", sagt Kiefer. Bisher hat er jedenfalls noch nie ernsthaft über ein Engagement auf der Damentour nachgedacht: "Aber wer weiß, möglicherweise ist es ja genau das Richtige für mich."
Högstedt stellte die Verbindung her
Maria Sharapova wurde durch ihren schwedischen Cheftrainer Thomas Högstedt auf Kiefer aufmerksam. Der Schwede, seit Ende 2010 an Sharapovas Seite, arbeitete vor einigen Jahren auch lange mit Kiefer zusammen. "Mit Thomas hatte ich immer lockeren Kontakt, wir haben uns Mails geschrieben und auch mal telefoniert", erzählt Kiwi.
Irgendwann überbrachte Högstedt seinem ehemaligen Schützling dann die Anfrage von Sharapova. "Ich hab kurz gezuckt", sagt Kiefer: "Ich hab überlegt, will ich, will ich nicht? Aber wenn Superstars wie Federer oder Sharapova rufen, ist die Sache eigentlich klar."
Trainererfahrung im Jugendbereich
Nicolas Kiefer, der einst die Nummer vier der Welt war und Ende 2010 seine aktive Karriere beendete, hat mittlerweile viel Erfahrung als Trainer. In der Tennisbase in seiner Heimatstadt Hannover steht der 35-Jährige regelmäßig mit allen Altersgruppen auf dem Platz.
"Ich trainiere mit Zwölfjährigen, aber auch mit Spielern, die auf dem Sprung zum Profi stehen", erzählt er. In der Tennisbase legt man viel Wert auf die duale Ausbildung, auf Schule, auf ein bestandenes Abitur. Kiefer selbst widmete sich einst erst nach dem Abi der Profikarriere.
Kiefer freut sich auf die Zusammenarbeit
Wenn sich Maria Sharapova nach den zehn Trainingstagen in Los Angeles Ende Februar auf den Weg zu den Millionenturnieren nach Indian Wells und Miami macht, wird Kiefer in den Flieger nach Deutschland steigen. Ob er dann in der europäischen Sandplatzsaison im April ins Team der Russin zurückkehrt, ist derzeit noch überhaupt nicht absehbar.
"Ich bin selber total gespannt, wie es mit ihr läuft", sagt er: "Ich freue mich auf die tägliche Arbeit mit einem Superstar, ich werde das alles auf mich zukommen lassen." Für einen Weltstar wie Maria Sharapova ist der Trainer Nicolas Kiefer also durchaus gut genug, für den Deutschen Tennis Bund (DTB) war er es nicht, als im Herbst letzten Jahres ein Teamchef gesucht wurde.
Zwar hatte Sportdirektor Klaus Eberhard mal bei Kiefer angefragt, aber "als ich dann gesagt habe, dass ich Interesse habe, aber auch ganz klare sportliche Vorstellungen von einem kompletten Neuanfang, habe ich nichts mehr gehört". Unbequeme Geister haben es eben traditionell schwer im DTB.