Schreibtisch im Landratsamt statt Stammplatz in den Handballarenen: Der ehemalige Bundestrainer Martin Heuberger wird nicht als Sportdirektor zum DHB zurückkehren. Der 50-Jährige gab dem Verband, der ihn unbedingt als Verantwortlichen für die Jugendförderung verpflichten wollte, einen Korb. Heuberger kehrt stattdessen zu seinen beruflichen Wurzeln zurück und nimmt seinen alten Posten als Verwaltungsinspektor beim Landratsamt des Ortenaukreises wieder auf.
"Hinter mir liegen zwölf erlebnisreiche und zu einem großen Teil wunderbare Jahre, die mich geprägt haben", sagte Heuberger mit etwas Wehmut: "Für mich war es jetzt aber an der Zeit, eine Entscheidung zu fällen. Ich werde beim Landratsamt eine interessante Tätigkeit aufnehmen. Dem Handball bleibe ich trotzdem mit großem Interesse weiter verbunden."
Der Posten des Sportdirektors wird laut Angaben von DHB-Präsident Bernhard Bauer nach Heubergers Absage unbesetzt bleiben. "Die Position war ausschließlich auf ihn ausgerichtet", sagte Bauer dem "SID" und würdigte ihn als "herausragenden" Handball-Experten: "Wir wollten ihn unbedingt beim DHB halten und deswegen gibt es keinen Plan B. Es wird keine neue Stelle geschaffen." Das Ziel des Verbands bleibe es, mehr hauptamtliche Trainer in der Jugendarbeit zu installieren. Die Weichen dafür sollen im Oktober mit dem DHB-Leistungssportkonzept gestellt werden.
Nachfolger Sigurdsson
Heuberger hatte seine Arbeit im DHB 2002 als hauptamtlicher Juniorentrainer und zunächst auch als Bundeslehrwart begonnen. Nach dem Rücktritt des damaligen Bundestrainers Heiner Brand, dem er zuvor als Co-Trainer jahrelang loyal zur Seite gestanden hatte, übernahm der Schutterwälder im Sommer 2011 dessen Job. Nach der verfehlten direkten Qualifikation für drei große Turniere (Olympia, EM und WM) mit den verlorenen WM-Playoffs gegen Polen als Schlusspunkt war sein im Juni auslaufender Vertrag nicht verlängert worden. Sein Nachfolger als Nationaltrainer wurde der Isländer Dagur Sigurdsson."Ich bedauere Martins Entschluss außerordentlich, habe aber auch großes Verständnis für seine Entscheidung", sagte Bauer am Mittwoch: "Wir hätten Martin Heuberger mit seinem Fachwissen sehr gern als Sportdirektor bei uns gesehen." Der Schwabe habe mit seiner Tätigkeit bei den Junioren das Fundament für viele Karrieren gelegt.
Unter dem Junioren-Bundestrainer Heuberger schafften jetzige Stars wie Torwart Silvio Heinevetter, Sven-Sören Christophersen (beide U20-Europameister 2004) oder der heutige DHB-Kapitän Uwe Gensheimer ihren sportlichen Durchbruch. "Die Spuren seiner Trainerarbeit werden wir in unserer Nationalmannschaft auf Jahre hinaus sehen", sagte Bauer.
Brand: "Sehr schade für den Handball"
Heubergers Qualitäten als Jugend-Trainer sind unabhängig von seinen Misserfolgen mit dem A-Team über jeden Zweifel erhaben. Als Coach holte er mit den DHB-Junioren 2006 den EM- sowie 2009 und 2011 jeweils den WM-Titel - nun geht er in die Verwaltung zurück."Für den deutschen Handball ist das sehr schade. Martin ist ein echter Fachmann", sagte DHB-Sportmanager Brand dem "SID": "Mich persönlich überrascht seine Entscheidung aber nicht wirklich. Ich bin mir sicher, dass er schon bald wieder eine Aufgabe im Spitzenhandball übernehmen wird."