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Kapitän Philipp Lahm tritt aus DFB-Team zurück

Zu den Kommentaren   |   Quelle: sid
18. Juli 2014, 10:30 Uhr
Philipp Lahm
Philipp Lahm wird nicht mehr für Deutschland auflaufen

Der Kapitän geht von Bord. Philipp Lahm hat fünf Tage nach dem WM-Triumph von Rio de Janeiro seine Karriere in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beendet. "Das ist der richtige Zeitpunkt für mich", sagte der 30-Jährige mit Blick auf den Titelgewinn am vergangenen Sonntag. Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist der Abschied dagegen ein Schock. Der äußerst vielseitige Weltklasse-Spieler ist nicht zu ersetzen.

Lahm verlässt die Auswahl jedoch "in völliger Harmonie" mit dem DFB, wie er betonte. Die Entscheidung zum Rücktritt sei in der vergangenen Saison gereift. "Da habe ich für mich den Entschluss gefasst, dass die WM in Brasilien mein letztes Turnier sein wird." Seinen bis 2018 laufenden Vertrag bei Bayern München will Lahm indes erfüllen.


Sein Abschied veranlasste sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer Stellungnahme. Sie sprach Lahm "größten Respekt aus für das, was er für die Nationalmannschaft geleistet hat". Bundestrainer Joachim Löw lobte Lahm als "Musterprofi", "Weltklassespieler" und "wichtigen Ansprechpartner". Lahm könne auf seine herausragende Laufbahn stolz sein, "er ist ein großartiger Spieler mit Herz, Leidenschaft und Charakter". Teammanager Oliver Bierhoff bezeichnete Lahm als "absolutes Vorbild - als Fußballer wie als Mensch".

Löw am Montag informiert

Lahm hat Löw am vergangenen Montag beim Frühstück nach dem WM-Sieg in Rio über seinen Schritt informiert, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach unterrichtete er am Freitagmorgen. "Ich habe mich bei ihm für zehn Jahre super Zusammenarbeit bedankt. Ich habe die Zeit beim DFB total genossen", sagte Lahm über das Gespräch mit Niersbach. Der hat bei dem Telefonat "sehr schnell gemerkt, dass es aussichtslos ist, ihm seine Entscheidung ausreden zu wollen". Lahm sei für den DFB "nicht nur ein herausragender Spieler, sondern immer ein absolutes Vorbild" gewesen, sagte Niersbach: "Ich habe ihm für all das gedankt, was er für den DFB geleistet hat."

Lahm bestritt beim WM-Finale gegen Argentinien (1:0 n.V.) sein 113. und letztes Länderspiel (fünf Tore). Danach reckte er im legendären Estadio Maracana als vierter deutscher Spielführer nach Fritz Walter (1954), Franz Beckenbauer (1974) und Lothar Matthäus (1990) den WM-Pokal in die Höhe. Andeutungen über einen bevorstehenden Abschied hatte er weder zuvor noch in den Tagen nach dem Triumph gemacht.

Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer sprach deshalb von einer "sehr überraschenden Nachricht". Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge meinte: "Es gibt wohl keinen besseren Abschied als als Weltmeister auf dem Höhepunkt aufzuhören. Für die Nationalmannschaft wird es jetzt aber nicht einfach, Philipp als Spieler, Mensch und Kapitän zu ersetzen."

Seit der U17 dabei

Lahm hatte seine Laufbahn beim DFB bereits in der U17 begonnen und danach in jeder Altersklasse das weiße Trikot getragen. Sein Debüt in der A-Nationalmannschaft feierte er am 18. Februar 2004 in Split gegen Kroatien (2:1). Als Stammspieler auf der linken Abwehrseite bestritt er bei der EURO 2004 in Portugal sein erstes Turnier, das allerdings bereits nach der Vorrunde endete.

Bei der Heim-WM 2006 wurde der Schütze des ersten Turniertreffers mit seinen Kollegen Dritter. Im August 2007 spielte er gegen England erstmals als "Sechser", 2008 wurde er Vize-Europameister. Bei der WM 2010 führte Lahm die Mannschaft als Vertreter des verletzten Michael Ballack als Kapitän zum dritten Platz, nach dem Turnier übernahm er die Binde fest. Dem Halbfinal-Aus bei der EM 2012 folgte nun der Coup von Brasilien.

Derzeit weilt Lahm im Urlaub. Den Zeitpunkt der Bekanntgabe seines Rücktritts habe er bewusst gewählt, um in der freien Zeit gedanklich mit der Nationalmannschaft abzuschließen und sich danach voll auf die neue Saison beim FC Bayern konzentrieren zu können, sagte er.

Neben Lahm dürfte Löw aus der Weltmeister-Elf zunächst nur WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose verlieren. Die Zukunft des Trainers ist zudem trotz laufenden Vertrages bis 2016 noch nicht abschließend geklärt. Der DFB geht fest von einer weiteren Zusammenarbeit aus. Löw will in Kürze - wie vor der WM verabredet - das Gespräch mit Niersbach suchen, zuvor aber seinen Emotionen und seiner Freude über den WM-Triumph "Raum geben" und "erst mal zur Ruhe kommen", wie er jetzt der Bild-Zeitung sagte.  

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