
Martin Schwalb und dem HSV droht das endgültige Aus im Lizenzstreit
Dem HSV Hamburg droht der Zwangsabstieg in Liga 3: Nach der erneuten Lizenzverweigerung steht der Champions-League-Sieger vor dem Aus. Insolvenz, Zwangsabstieg oder doch noch die Rettung in letzter Sekunde? Genau ein Jahr und einen Tag nach dem größten Triumph der Vereinsgeschichte stehen die HSV-Handballer vor dem Sturz ins Bodenlose.
Nachdem der finanziell schwer angeschlagene Spitzenklub HSV Hamburg auch im zweiten Anlauf keine Lizenz für die kommende Saison 2014/15 erhalten hat, bleibt dem Champions-League-Sieger von 2013 als allerletzter Strohhalm nur noch der Gang vor das unabhängige Schiedsgericht der HBL.
Intensive Beratungen ohne Wirkung
Noch am Dienstagnachmittag zogen sich die HSV-Bosse zu intensiven Beratungen zurück. "Das ist für uns alle erst einmal schwer zu verdauen", teilte die HSV-Spitze um Geschäftsführer Holger Liekefett, Interimspräsident Frank Spillner und Aufsichtsrat Matthias Rudolph via Presseerklärung mit: "Es tut uns, die alles für diesen Verein getan haben, unfassbar Leid für unsere vielen Fans und Partner. Worte können unsere Gefühle nicht beschreiben." Eine Woche bleibt dem deutschen Meister von 2011 nun, das Horrorszenario noch abzuwenden und Einspruch gegen das Urteil einzulegen.Denn sollte das Schiedsgericht die Entscheidung des Liga-Präsidiums bestätigen, steht die Star-Truppe um Kapitän Pascal Hens als Zwangsabsteiger aus der Bundesliga fest. Da kein vorsorglicher Lizenzantrag für die 2. Liga gestellt wurde, bliebe dem HSV nur die Möglichkeit, in der 3. Liga anzutreten. Doch dies erscheint an der Elbe nahezu ausgeschlossen, wahrscheinlicher wäre in diesem Falle die Beantragung der Insolvenz.
"Das Ende des HSV in der ersten Bundesliga ist eine Katastrophe für den deutschen Handball. Der Handball muss in die Großstädte, und dies ist in Hamburg durch unseriöse Refinanzierung leider einmal mehr gescheitert", sagte Präsident Frank Steffel vom Pokalsieger Füchse Berlin. Alle Vereine müssten endlich begreifen, dass die "Abhängigkeit von Mäzenatentum und Erfolg durch überhöhte Spielergehälter der falsche Weg sind".
Rudolph mit Rücktritt
Mäzen Andreas Rudolph war am 8. Mai überraschend als HSV-Präsident zurückgetreten und hatte den Verein damit in eine existenzielle Krise gestürzt. Der Medizintechnik-Unternehmer, der in den vergangenen zehn Jahren über 25 Millionen Euro in den Klub gepumpt hatte, schloss weitere finanzielle Hilfen aus, so dass allein im Etat der gerade abgelaufenen Spielzeit rund 2,7 Millionen Euro fehlten."Der Beschluss des achtköpfigen HBL-Präsidiums war einstimmig", sagte HBL-Geschäftsführer Holger Kaiser dem SID: "Der HSV hat auch in den fristgerecht nachgereichten Unterlagen seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zum Ende dieser Saison und auch für die kommende Saison nicht belegen können". Dabei hatten die Verantwortlichen in der Hansestadt bis zum Schluss fest mit einem positiven Bescheid gerechnet. Was aus der Mannschaft um Nationalkeeper Johannes Bitter wird, ist derzeit völlig unklar. Fest steht nur, dass Welthandballer Domagoj Duvnjak und EM-Torschützenkönig Joan Canellas (beide zum THW Kiel) den Verein verlassen. Kreisläufer Andreas Nilsson wird mit dem ungarischen Spitzenklub MKB Veszprem in Verbindung gebracht, Bitter steht angeblich ebenfalls vor einem Wechsel nach Kiel.
Bereits in erster Instanz gescheitert
Bereits in erster Instanz war den Hamburgern am 15. Mai die Spielerlaubnis für die kommende Saison wegen mangelnder wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit verweigert worden. Daraufhin legte der Klub Einspruch ein und reichte neue Unterlagen ein. Doch selbst der von 8,1 auf 5,5 Millionen Euro abgespeckte Etat konnte den Gutachterausschuss und die Lizenzierungskommission nicht überzeugen.Für die Liga hätte ein Zwangsabstieg der Hamburger erhebliche Folgen: Der Tabellen-16. der abgelaufenen Saison, die HBW Balingen-Weilstetten, würde die Eliteklasse halten. "Wir konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf die Planung in der ersten Liga", erklärte bereits Balingens Präsident Arne Stumpp. Die MT Melsungen, Sechster der abgelaufenen Spielzeit, wäre statt der Hanseaten zur Teilnahme am EHF-Cup berechtigt.
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