Shinji Kagawa spielt mittlerweile bei Man United, aber beim 1. FC Nürnberg trumpft ein Nachfolger groß auf: Hiroshi Kiyotake legte beim 3:2-Sieg in Gladbach zwei Tore auf und erzielte das Siegtor in bester Kagawa-Manier. Als Lohn gab es die sportal.de-Note 1.
Wie in der Einzelkritik nachzulesen ist, ist es aber auch ein großer Verdienst von Trainer Dieter Hecking, trotz zahlreicher Abgänge immer wieder so unbekannte und talentierte Profis wie Kiyotake nach Nürnberg zu locken. Der Japaner kostete mit einer Ablösesumme von einer Million Euro zwar fast dreimal soviel wie Kagawa, aber wenn es eine ähnliche Wertsteigerung wie bei dem Ex-Dortmunder geben sollte, wäre die Freude beim Club riesig.
"Kiyo hat in diesem Spiel gezeigt, warum wir uns so um ihn bemüht haben", freute sich Hecking über seinen Glücksgriff. "Wir konnten nicht erwarten, dass er gleich so einschlägt, sollten jetzt aber den Ball flach halten." An vier der fünf Nürnberger Saisontore war Kiyotake beteiligt.
Ghettoblaster-Attacke wegen Kiyotake
Nach dem Abpfiff ging es in der Nürnberger Kabine hoch her. Die Spieler grölten wild und drehten den Ghettoblaster auf. Leise Töne schlug dagegen Kiyotake an, der schon vor der Saison Vergleiche mit Kagawa abwehrte. Immerhin kommt Kiyotake sogar vom selben Club wie sein Landsmann, Cerezo Osaka. "Ich spüre keinen Druck", sagte Kiyotake damals zum kicker. "Ich bin ich und Shinji ist Shinji." In Gladbach ergänzte er nun: "Es ist eine Ehre für mich, in der Fußball-Bundesliga zu spielen", ließ der Mittelfeldwirbler von einem Dolmetscher übersetzen. "Ich hoffe, dass mir weiter solche Tore gelingen."
Übermütig wollen die Franken nach dem starken Liga-Start mit sieben Punkten nicht werden. "Es gab schon Mannschaften, die hatten 26 Punkte nach der Hinrunde und sind abgestiegen", warnte Torwart Raphael Schäfer. Trotz der Unkerei fühlt man sich in Nürnberg nicht als Abstiegskandidat. "Wir wissen, was wir können", meinte Mittelfeldakteur Hanno Balitsch. "Die Art und Weise, wie wir spielen, ist sensationell." Nach dem couragierten Auftritt beim Liga-Vierten der Saison 2011/12 wollte auch Coach Hecking nur genießen: "Es war ein tolles Fußballspiel, das ich mir zwar nicht immer wünsche, aber immer öfter."
Favres Hass: Drei Gegentore
Für Kollege Favre war die Niederlage doppelt bitter. Sein Team kassierte erstmals unter seiner Regie bei einem Heimspiel drei Gegentore - und dies vor der ersten Europa-League-Partie beim AEL Limassol. "Drei Tore zu kriegen hasse ich", schimpfte er und fügte mit Blick auf die ganze Saison besorgt an: "Wenn man 2:3 zu Hause verliert, wird es eine schwierige Situation."
Allerdings entdeckte der Trainer-Perfektionist auch positive Dinge. Dazu zählte das erste Tor von Zwölf-Millionen-Euro-Mann Luuk de Jong, der nach 462 Minuten im Gladbacher-Trikot zum 1:2 (45.) endlich traf. "Es war gut für mich, ein Tor zu machen, doch ich wollte gewinnen", meinte der niederländische Nationalstürmer. "Wenn ich die Bälle bekomme, kann ich zeigen, welche Qualität ich habe." Ganz besonders in der 88. Minute, als er mit einem Seitfallzieher nur den Pfosten traf. "Wenn ihm der Treffer gelungen wäre, hätte sogar ich als Gästetrainer applaudiert", bekannte Hecking.
"Ich glaube, dass er nun befreit aufspielen kann", sagte Gladbachs Torwart Marc-André ter Stegen zum Befreiungsschlag de Jongs. Dass die Borussia mit einer Heimniederlage im Rücken in den Europacup einsteigt, findet er nicht tragisch. "Es ist ein neues Spiel, es fängt bei Null an", meinte er. Ähnlich sieht es auch der Schweizer Granit Xhaka, der das 2:2 (53.) geschossen hatte: "Wir sind genug Profis. Morgen wird es noch schwer sein, aber dann haken wir es ab."