Ausgerechnet in seinem "alten Wohnzimmer" hat Mirko Slomka mit dem Hamburger SV einen herben Rückschlag im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga einstecken müssen. 106 Tage nach seiner Entlassung als Trainer von Hannover 96 verloren die Hanseaten an Slomkas früherer Wirkungsstätte verdient mit 1:2 (0:1) und taumeln nach der siebten Auswärtspleite in Serie mehr denn je dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte entgegen.
Didier Ya Konan (86.) erzielte den späten, wegen einer Abseitsstellung des Ex-Hamburgers Artjoms Rudnevs aber irregulären Siegtreffer für die 96er und bescherte Slomka-Nachfolger Tayfun Korkut nach vier Niederlagen in Serie wieder einen Sieg. Das dreitägige Trainingslager in Ostwestfalen zeigte seine Wirkung, das Polster auf den HSV ist auf beruhigende fünf Punkte angewachsen. Die erste Führung der Hamburger durch Lars Stindl (9.) hatte Hamburgs "Goldfuß" Hakan Calhanoglu mit einem direkten Freistoß egalisiert (48.).
In der Einöde von Harsewinkel-Marienfeld hatte Korkut offenbar an den richtigen Stellschrauben gedreht. Hannover legte los wie die Feuerwehr und überrannte die zu Beginn völlig indisponierten Hamburger. Schon vor dem Führungstreffer vergab Stindl zwei richtig gute Chancen nur knapp (2., 6.).
HSV ideenlos im Angriff
Der HSV wusste zunächst kaum, wie ihm geschah. Das defensive Mittelfeld um Tolgay Arslan und Tomás Rincón hatte den zweikampfstarken Gästen wenig entgegenzusetzen, in der Offensive entwickelten Rafael van der Vaart (später verletzt ausgewechselt) und Hakan Calhanoglu kaum brauchbare Ideen. Als Jacques Zoua in der 21. Minute den ersten Torschussversuch abgab, hätten die Gastgeber schon deutlicher führen können.
"Wir wollen euch kämpfen sehen", sangen die HSV-Fans und machten ihren Stars den größten anzunehmende Vorwurf im Abstiegskampf. Dem 0:2 entgingen die beinahe wehrlosen Hanseaten bei einem Pfostenschuss von Leonardo Bittencourt nur mit Glück (31.). Der Bundesliga-Dino bettelte regelrecht um den zweiten Gegentreffer, doch Stindl vergab weitere Gelegenheiten (42., 44.).
Ya Konan mit dem "Lucky Punch"
Bereits Minuten vor dem Wiederanpfiff zur zweiten Hälfte warteten die HSV-Spieler auf dem Rasen, Slomka hatte in der Kabine offenbar prägnante, aber deutliche Worte gefunden. Zusätzlich beflügelt vom schnellen Ausgleichstreffer wirkten die Gäste zunächst präsenter, doch Hannover kam zu weiteren Chancen. Der emsige Stindl scheiterte erneut an Nationaltorhüter Adler (62.).
Vom HSV war weiter wenig zu sehen, nur der eingewechselte Mattia Maggio zeigte sich hin und wieder in der Nähe des Tores von Ron-Robert Zieler (74.). Vier Minuten vor dem Ende schlug dann Ya Konan zu.