Indem sie zwölf Minuten lang geschwiegen haben, wurden die Anliegen der Fans in der Bundesliga von der Öffentlichkeit endlich gehört. Oder etwa nicht? Jedenfalls war es keine "kleine Minderheit", die sich am Boykott beteiligte. sportal.de hat genau hingehört.
Gerne verweisen deutsche Medien auf die beiden Nachrichtensender Fox News und MSNBC, um zu illustrieren, wie "gespalten" die amerikanische Öffentlichkeit sei. Jeder lebe nur in seiner eigenen Welt und nehme die Argumente der Gegenseite gar nicht mehr wahr - die Rechten sehen Fox News, die Liberalen sehen MSNBC, so die gängige Darstellung.
Da schüttelt der Journalist hierzulande amüsiert den Kopf: Da drüben funktioniert ja gar nichts. Nun wollen wir nicht bestreiten, dass es eine solche Spaltung im amerikanischen Nachrichtenfernsehen tatsächlich gibt. Aber schwerer fällt es naturgemäß, die eingefahrenen Medienwelten wahrzunehmen, in denen man selbst arbeitet oder die man rezipiert. Das trifft in Deutschland bei kaum einem Thema so zu wie bei der "Debatte" um Ultras, Fangewalt, Pyrotechnik und die Maßnahmen, die DFL, Polizei und Vereine dagegen unternehmen.
Auf das an Asterix und den Großen Graben erinnernde Schisma haben wir bereits früher gerne hingewiesen, etwa, als es um die Stellungnahme des FC St. Pauli gegen das Vorgehen der Polizei beim Hamburger Hallenturnier im Januar 2012 ging. Damals stellte sich der Hamburger Club vor seine Fans, während die Sport Bild deshalb die Ablösung des St. Pauli-Präsidenten Stefan Orth forderte.
12 "Unverbesserliche" gegen 60.000
Auch, wer die Berichterstattung um das unterbrochene Relegationsspiel in Düsseldorf verfolgte, konnte den Eindruck gewinnen, dass die Menschen, die als Fans im Stadion Fußball sehen und diejenigen, die darüber berichten, in zwei völlig verschiedenen Welten leben. In der Welt der Berichterstatter ist es meist nur "eine kleine Minderheit", die den Fußball bedroht.
Die handelsüblichen Phrasen von den "sogenannten Fans" gehören zu diesem Repertoire, das sich am Wochenende rund um die Bengalo-Einsätze von Hamburger und Schalker Fans unter anderem im Kommentar von Wolff-Christoph Fuss auf Sky äußerte, der in der Zusammenfassung des Spiels Schalke - Eintracht Frankfurt sagte: "Einige unverbesserliche Schalker mit Pyrotechnik, aber, viel bemerkenswerter, Sie hören das, dieses Dutzend Quertreiber von über 60.000 ausgepfiffen. Das ist gelinde Selbstreinigung".