Seine Aussagen vor der Rückkehr sind alarmierend, doch Julian Draxler will sich die "Hölle" auf Schalke nicht ersparen. "Ich bin auf das Schlimmste vorbereitet", sagte der Weltmeister vor dem Auftritt mit dem VfL Wolfsburg am Samstag in der Fußball-Bundesliga bei Schalke 04 (15.30 Uhr im LIVETICKER): "Von den 60.000 werden 55.000 gegen mich sein."
Er habe damals bei Manuel Neuer gesehen, wie eine solche Rückkehr verlaufen könne. "Ich weiß nicht, ob ich da meine Familie unbedingt ins Stadion mitnehmen muss", sagte der 22-Jährige. Klar sei, dass es wehtun werde. "Ich bin ja auch nur ein Mensch", so Draxler.
Aussagen, die nachdenklich stimmen. Sollte man einen Spieler nicht lieber vor so einer Negativ-Erfahrung schützen? Draxler selbst sieht dafür offenbar keine Notwendigkeit. Er hätte beim 1:1 am Sonntag gegen den 1. FC Köln seine fünfte Gelbe Karte kassieren können - und der Spießrutenlauf wäre ihm erspart geblieben.
Viele Schalke-Fans haben ihrem Idol den Wechsel Anfang September nicht verziehen. In den sozialen Medien muss der Youngster nach wie vor heftige Anfeindungen ertragen. "Ähnlich wie bei Manuel Neuer werden ein paar Fans richtig sauer sein. Das wird richtig heiß für ihn werden", glaubt Schalkes Mittelfeldspieler Johannes Geis.
Schalkes Fan-Beauftragter Thomas Kirschner rechnet nicht mit Schlimmerem. "Sicher wird es Pfiffe geben, vielleicht ein Spruchband", sagte Kirschner dem kicker, "ich erwarte aber nichts Dramatisches."
Kein Verständnis in Wolfsburg
In Wolfsburg hat man kein Verständnis für die aufgeheizte Stimmung beim Gegner. "Ich fände es nicht fair, wenn ein Spieler, der sich nach wie vor Schalke verbunden fühlt, ausgepfiffen würde", sagte Manager Allofs den Wolfsburger Nachrichten. Trainer Dieter Hecking hofft auf eine Zusatzmotivation bei Draxler. "Vielleicht lösen die Aktionen der Fans bei ihm ja die Reaktion aus: Jetzt zeige ich es euch erst recht."
Eine gute Vorstellung im eigenen Wohnzimmer würde Draxler sicherlich helfen. Bislang ist seine Bilanz in Wolfsburg bescheiden, trotz einer Rekordablöse von 35 Millionen Euro plus Bonuszahlungen. Zwar deutet der Nationalspieler sein Vermögen immer wieder mit besonderen Szenen oder Toren wie beim 1:1 gegen Köln an, zur echten Verstärkung ist der Junge aus dem Ruhrpott in der VW-Stadt aber noch nicht gereift.
"Wir sind im Moment einfach nicht gut genug, erspielen uns zu wenige Chancen", sagte Draxler selbst nach dem Köln-Spiel. Schon seit sechs Spielen sind die "Wölfe" in der Liga ohne Sieg, der Pokalsieger wird es schwer haben, in dieser Spielzeit noch die Qualifikation für die Champions League zu schaffen. Die Lücke, die Kevin De Bruyne durch seinen Wechsel zu Manchester City hinterlassen hat, konnte bislang von keinem Spieler geschlossen werden - auch nicht von Draxler.
"Das sieht im Moment alles zäh und verkrampft aus", kritisierte Allofs nach dem Köln-Spiel. Auch Draxler verleiht dem Spiel des VfL derzeit noch keinen Rhythmus. Der 22-Jährige ist zu sehr auf sich fixiert, um eine Mannschaft mitreißen zu können. Zudem gab es Kritik an seiner Wintervorbereitung. Für Allofs jedoch alles nicht mega-schlimm. "Er benötigt einfach noch Zeit", sagte der Manager vor dem Spiel auf Schalke.