
In zehn Tagen beginnt bereits die Rückrunde - wenig Zeit, die Defizite der Hinrunde noch auszumerzen. Doch wo genau besteht Verbesserungsbedarf? sportal.de nimmt die Bundesligisten unter die Lupe. Heute: Bayer Leverkusens Passivität und Personaldecke.
Im Prinzip hätte die Hinrunde für Bayer Leverkusen gar nicht besser laufen können. Mit 33 Punkten, nur ein Zähler weniger als der Deutsche Meister Borussia Dortmund vor einem Jahr, liegt die Werkself auf Platz zwei der Bundesligatabelle. Die Neuzugänge Philipp Wollscheid in der Innenverteidigung und Rechtsverteidiger Daniel Carvajal schlugen ein, bestätigten die ihnen auch von sportal.de vor der Saison im Check entgegengebrachten Vorschusslorbeeren. Sie halfen, die in der Vorsaison noch so anfällige Defensive zu stabilisieren und konnten sich so schnell als Stammspieler etablieren.
Zudem schaffte es das Trainerduo Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski das immer wieder von Kritikern der Doppelspitze befürchtete Kompetenzgerangel zu vermeiden und ihre Mannschaft nicht nur erfolgreichen, sondern auch dank des von ihnen eingeführten neuen Spielsystems, dem schnellen Umschaltspiel, auch noch recht attraktiven Fußball spielen zu lassen. Attraktivität und auch noch erfolgreich - gerade in dieser Kombination hatten das viele sicher nicht erwartet.
Spielsystem fördert Leistungssteigerung von Castro, Rolfes und Kießling
Neben Stürmer Stefan Kießling (12 Tore, 4 Assists) profitierte auch der in der letzten Saison noch von Verletzungen und mentalen Problemen gebeutelte und kurz vor der Ausmusterung stehende Kapitän Simon Rolfes (1 Tor, 2 Assists). "Das Spielsystem kommt meiner Spielweise sehr entgegen, ich merke, dass ich im finalen Pass nach vorne ruhiger geworden bin. Und weil jetzt wieder das große Ganze funktioniert, ist auch jeder Einzelne wieder in der Lage, Top-Leistungen zu bringen", erläuterte Rolfes laut rp-online.
Besonders hervorheben muss man aber Gonzalo Castro, der jahrelang immer wieder andere Positionen besetzen musste, mittlerweile aber fest auf dem Mittelfeldflügel spielt und dort mit sechs Toren und vier Assists für Furore und die Verbindung zwischen Defensive und Offensive sorgt.
Bayers größte Probleme: einsetzende Passivität und die zweite Halbzeit
Eigentlich also alles super bei Bayer Leverkusen. Eigentlich, denn es hätte noch weitaus besser laufen können. Ausgerechnet das letzte Pflichtspiel 2012 trübte die Freude über die insgesamt starke Hinrunde etwas. Allerdings war das Achtelfinal-Aus im DFB-Pokal nach einer 1:2-Niederlage in Wolfsburg auch ein guter Warnschuss und führte der Mannschaft überdeutlich vor Augen, dass sie nur dann die erhofften guten Ergebnisse einfahren kann, wenn sie über 90 Minuten mental und physisch mit voller Kraft agiert.
"Wir waren nicht aktiv genug", kritisierte Rolfes die fehlende Zielstrebigkeit seiner Mannschaft, die trotz einer zwischenzeitlichen Führung am Ende ausschied. Mangelnde "Dynamik" nannte es Lewandowski. Ein Problem, das Bayer in der Hinrunde einige Male zu schaffen gemacht hatte und gegen Mainz 05 und den VfB Stuttgart in unnötigen Unentschieden, gegen Eintracht Frankfurt und Hannover 96 sogar in Niederlagen gipfelte - obwohl Leverkusen alle diese Partien zunächst klar bestimmt hatte. "Wir haben zu Recht wegen Dummheit verloren. Wir haben Hannover eingeladen. Eine Katastrophe", hatte Rolfes via Bild geschimpft.