Die Nürnberg Ice Tigers von Mäzen Thomas Sabo sollten dieses Jahr ein Wörtchen um den Titel mitreden, jetzt droht das Aus nach der Vorrunde. Mittlerweile malt der Geldgeber gar ein Ende des Clubs an die Wand. sportal.de mit einem Situationsbericht.
Sie sind Gründungsmitglied der DEL und haben eine bewegte Vergangenheit in der höchsten deutschen Spielklasse hinter sich: In der Spielzeit 96/97 fast abgestiegen, zweimal deutscher Vizemeister (98/99 und 06/07).
Kein anderer Club wechselte so häufig den Namen und bekam dadurch so skurrile Bezeichnungen wie "Sinupret Ice Tigers" oder wie aktuell "Thomas Sabo Ice Tigers". 2008 der Tiefpunkt: Der Club war zahlungsunfähig, die drohende Insolvenz und der daraus resultierende Ausschluss aus der DEL wurden erst im April 2009 durch das Engagement des Schmuckherstellers Thomas Sabo abgewendet.
Nachdem die Ice Tigers in der vergangenen Saison mit Platz 13 die zweitschlechteste Vorrunde ihrer DEL-Geschichte hinlegten, sollte es für den Verein diesmal wieder ganz nach oben gehen. Im Sommer investierte Mäzen Thomas Sabo viel Geld in Spieler und Trainer, um den Verein nach der desolaten Vorsaison wieder nach oben zu führen. Sogar Meisterschaftsambitionen wurden im Vorfeld nicht ausgeschlossen.
Desolate sportliche Lage in Nürnberg
Umso niederschmetternder zeigt sich die sportliche Situation zurzeit. Seit Ewigkeiten dümpelt das Team auf einem Pre-Playoff-Platz vor sich hin. Mit neuen Kräften sollte im Anschluss an die Nationalmannschaftspause die direkte Playoff-Qualifikation noch einmal ins Visier genommen werden. Doch zwei Partien und zwei deutliche Niederlagen gegen Ingolstadt (2:4) und Krefeld (1:4) später weicht die Hoffnung auf ein tolles Saisonfinale wieder der in diesem Jahr fortwährend schwelenden Unzufriedenheit.
Mit 13 Punkten aus zwölf Spielen sind die Ice Tigers nunmehr die schwächste Mannschaft des laufenden Kalenderjahres. In der Tabelle trennt Nürnberg nur noch ein Pünktchen vom ersten Nicht-Playoff-Platz, der Kontakt zu Rang sechs ist mit zehn Zählern Rückstand bereits abgerissen. Rosige Aussichten sehen definitiv anders aus. "Hier steht keine Mannschaft auf dem Eis, die den Anspruch hat, sich in die Playoffs zu spielen", nimmt Thomas Sabo kein Blatt vor den Mund.
Immerhin, die Ice Tigers haben noch alles selber in der Hand. Mit Wolfsburg und München stehen in den nächsten Wochen zwei direkte Verfolger auf dem Programm. Einfach wird der Endspurt dennoch nicht, am Schlusswochenende müssen die Tigers gar gegen die beiden Spitzenmannschaften aus Mannheim und Köln ran. Selbst Optimisten tun sich angesichts dieser Aussichten schwer.
Zuschauerzuspruch eine "Katastrophe"
Doch nicht nur sportlich, sondern auch abseits des Eises offenbaren sich wieder einmal massive Probleme. Als "Katastrophe" bezeichnete Mäzen Sabo den Zuschauerzuspruch durch das Nürnberger Publikum erst kürzlich in der Fragerunde mit den eigenen Fans.
Rechnet man das Freiluftspiel im Frankenstadion heraus, stehen die Ice Tigers bei einem Schnitt von knapp über 4.200 Zuschauern. Im Vorjahr waren es mit 4.100 nur marginal weniger. Bei weitem zu wenig, um schwarze Zahlen zu schreiben, mindestens 5.000 Anhänger hätte sich Sabo bei den Spielen im Januar und Februar gewünscht.
Der Effekt des Winter-Games ist schnell verpufft, wenn es denn überhaupt einen gab. Oft wurde im Vorfeld des Spektakels auf positive Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen spekuliert. Ein Trugschluss, wie nun feststeht. Unter dem Strich also bleibt ein großes Einzel-Event, das den Ice Tigers wohl auch finanziell half, dessen Strahlkraft aber weit überschätzt wurde, sowohl für den Verein als auch für die Liga.
Ice Tigers ohne Zukunft?
Mittlerweile befasst sich der Geldgeber des Vereins wieder einmal mit Untergangszenarien. "Es ist sicherlich so, dass mit diesen Zuschauerzahlen auf die Dauer der Eishockeystandort Nürnberg nicht zu halten ist", sagt Sabo. Mit ähnlichen Worten machte er schon im Vorjahr auf die schwierige Lage des Clubs aufmerksam.
"Es ist für die Ice Tigers unheimlich schwer, weitere Sponsoren zu gewinnen", sieht Sabo in der fehlenden Unterstützung der Wirtschaft einen weiteren Sargnagel für den Club. "Das muss einen generell nachdenklich stimmen und trägt sicherlich nicht dazu bei, den Standort aufrecht zu erhalten."
Welche Verantwortung trägt Sabo?
Dabei muss sich der Mäzen langsam auch Fragen nach der eigenen Rolle im Ice-Tigers-Drama stellen. Schließlich hält er seit langem an Sportdirektor und Geschäftsführer Lorenz Funk fest, der für die Zusammenstellung der Mannschaft verantwortlich ist. Dass auch die Entlassung von Trainer Jeff Tomlinson, der vom einstigen schwedischen Nationaltrainer Bengt-Ake Gustafsson (Olympiasieger mit den Tre Kronors) ersetzt worden war, keinerlei Besserung brachte, unterstreicht: In der Mannschaft scheint es offensichtlich nicht zu stimmen.
Die Einzelspieler mögen auf dem Papier einen guten Namen haben, die Realität auf dem Eis sieht anders aus. Dies muss sich Funk, der seit Sabos-Einstieg vor vier Jahren die Geschicke in Nürnberg leitet, vorwerfen lassen, genauso wie das sportliche Debakel des Vorjahres. Wenngleich nicht von Sabo: "Ich finde es mittlerweile total daneben, dass immer auf ihn losgegangen wird. Er hat für die Ice Tigers in seiner Doppelfunktion viel geleistet."
Sabo als Hindernis für andere Sponsoren?
Bei der schleppenden Suche nach Sponsoren liegt ein Grund womöglich in der Omnipräsenz von Sabos eigenem Unternehmen. Der Schmuckhersteller überstrahlt alle anderen Werbepartner des Vereins, was die Lust potenzieller Geldgeber auf einen Einstieg beim Eishockey-Club verhageln mag.
Welcher Unternehmer mag schon gerne mit seinem Geld das Hobby eines anderen finanzieren, zumal Werbewirksamkeit bei der geringen Medienpräsenz der Liga und der schwachen Zuschauerzahl in Nürnberg kaum zu erwarten ist?
Thomas Sabo selbst sieht sein eigenes Engagement bei Ice Tigers - wieder einmal - sehr kritisch: "Sollte sich der Trend bei den Zuschauerzahlen sowie bei der Sponsorensuche nicht deutlich verändern, bin ich hier nicht sehr positiv "