Blaine Down ist während seiner Karriere viel rumgekommen, bei den Straubing Tigers hat er sein Glück gefunden. Die Geschichte eines Kämpfers, für den Geld längst nicht alles ist.
Seine Vertragsverlängerung bei den Straubing Tigers bis 2016 überraschte fast genauso wie die Tatsache, dass der Kanadier nach 22 Spielen mit 29 Scorerpunkten (17 Tore, 12 Assists) der unumstrittene Topscorer der DEL ist. Wie tickt Blaine Down, der vor seiner Ankunft teilweise noch in der zweiten Schweizer Liga spielte? Die Geschichte eines Kämpfers mit gutem Charakter, der in der Provinz sein Glück gefunden hat.
Blaine Down ist es gewohnt, für seine Erfolge hart zu arbeiten. Obwohl er als 18-Jähriger die Ontario Hockey League gewann und ihm in drei Jahren für die Barrie Colts 173 Scorer-Punkte in 141 Spielen gelangen, wurde er beim NHL-Draft nicht berücksichtigt - vor allem bedingt durch seine vergleichsweise kleine Statur (1,78 Meter, 84 Kilo).
Kein Wunder also, dass für den 31-Jährigen vor allem der Rückhalt des Teams einen entscheidenden Anteil an der Vertragsverlängerung bei den vergleichsweise kleinen Straubing Tigers hatte. "Ich habe hier das Vertrauen der Verantwortlichen und viel Eiszeit", betonte Down.
Beides fehlte ihm nämlich vor allem während der vier Jahre in Zürich. Down gewann er mit den ZSC Lions zwar die Meisterschaft und die Champions League, wurde allerdings auch regelmäßig zum Farmteam, den GCK Lions, in die zweite Liga abgeschoben und kam nie richtig in der ersten Mannschaft an.
Schicksalhafte Lehrjahre in Europa
Dennoch sollte sich die Zeit als Sprungbrett herauskristallisieren, denn wie das Schicksal so spielt, war der heutige Straubing-Coach Dan Ratushny damals in der Schweiz tätig. "Ich habe Blaine während meiner Zeit als Trainer in der Schweiz oft beobachtet und bewundert", berichtete Ratushny bei DonauTV.
Bevor der Weg des Kanadiers aus Ontario über Zürich nach Straubing führte, hatte er allerdings bereits eine kleine Odyssee hinter sich. Da er im Draft übergangen worden war, versuchte er sein Glück in der American Hockey League bei den Bridgeport Sound Tigers.
Hier konnte Down aber nicht überzeugen (46 Scorerpunkte in 134 Spielen), der erhoffte Durchbruch in die NHL blieb ihm also weiter verwehrt. Doch Down ließ sich davon nicht unterkriegen und wählte den Weg nach Europa. Es verschlug ihn zunächst zum SV Renon nach Italien, ehe er über den dänischen Klub Herning IK schließlich in der Schweiz landete.
Heute sieht er das sogar positiv, immerhin konnte er sich auch fernab der NHL weiter entwickeln. "Ich habe in Europa gelernt, dass hier sehr viel Wert auf Teamgeist gelegt wird", so Down. Darüber hinaus verbesserte er sich vor allem in den letzten Jahren physisch und besticht auch mit guter Defensivarbeit. "Er ist ein Scorer, der die Defensive nicht vernachlässigt und über einen ausgezeichneten Charakter verfügt", lobte Ratushny.
Neuanfang in Deutschland
Dazu gehört, dass Down auch jetzt bescheiden bleibt, wenngleich er derzeit wohl sein bestes Profi-Hockey spielt. Daher ist es für den Stürmer selbstverständlich, die Bedeutung seiner Nebenmänner für seine eigenen Leistungen hervorzuheben.
"Ohne sie könnte ich nicht so gut sein", betonte Down angesprochen auf Laurent Meunier und Carsen Germyn, obwohl er zugeben musste: "Vor meinem Wechsel kannte ich ehrlich gesagt überhaupt keinen der Jungs." Vielmehr wollte er nach den durchwachsenen Jahren in Zürich neu anfangen. "Das ist für mich ein kompletter Neustart, Deutschland kannte ich ja noch nicht", berichtete Down nach seinem Wechsel.
"Geld ist nicht immer alles"
Trotz alledem schien ein Wechsel zu einem größeren Klub nach dieser Saison nur noch Formsache. Zu gut spielt der Stürmer seit seinem Wechsel in die DEL im Vorjahr: Kein Spieler hat seither mehr Scorer-Punkte oder mehr Tore auf dem Konto.
Doch auch hier ließ er einen im Profisport nicht selbstverständlichen Charakterzug durchblicken: "Natürlich gab es andere, lukrative Angebote aus dem In- und Ausland. Aber Geld ist nicht immer alles. Meiner Frau gefällt es, unser Kind ist gerade in den Kindergarten gekommen."
Gerüchte um Sponsorengelder
Klar ist aber auch, dass Down in Straubing nicht am Hungertuch nagen muss. Zu den Gerüchten, ein Sponsor würde seine Gehaltserhöhung für den neuen Vertrag bezahlen, äußerte er sich allerdings nicht und ließ gegenüber "Eishockey News" von den Verhandlungen mit einem Augenzwinkern lediglich durchblicken: "Jason Dunham musste mir viele Abendessen bezahlen, so oft wie er mich in den letzten Wochen getroffen hat."
Die wird der sportliche Leiter der Tigers zweifellos gerne ausgegeben haben, immerhin entpuppte sich Down spätestens in diesem Jahr als unverzichtbarer Leistungsträger in Straubing und könnte den Klub aus der bayerischen Provinz in die Playoffs führen.
Down: "Sportlich auf dem richtigen Weg"
Zumindest der Kanadier selbst glaubt daran und hat neben dem Wohlfühl-Faktor auch sportliche Gründe für seinen Verbleib: "Straubing ist ein großartiger Klub mit großartigen Fans und wir befinden uns sportlich auf dem richtigen Weg." Derzeit belegen die Tigers den zehnten Platz, der zur Teilnahme an den Pre-Playoffs berechtigt.
Coach Ratushny dürfte ohnehin nicht an dem 31-Jährigen zweifeln. "Als wir ihn verpflichtet haben, haben mir viele Leute gratuliert und uns gesagt, dass wir einen tollen Fang gemacht haben", berichtete er. Bislang enttäuscht Blaine Down die Gratulanten nicht.
Autor: Adrian Bohrdt