Der FC Bayern hat zumindest für ein Spiel in Borussia Dortmund seinen Meister gefunden. Im Prestigeduell mit dem BVB unterlagen die Münchner nur vier Tage nach dem Einzug in das Halbfinale der Champions League überraschend mit 0:3 (0:1). Der BVB zeigte eine eindrucksvolle taktische Leistung, überzeugte durch gutes Pressing, geschicktes Abwehrverhalten und schnelles Umschaltspiel und behauptete in der Tabelle der Bundesliga den zweiten Platz mit drei Punkten Vorsprung auf Schalke 04.
Henrikh Mkhitaryan (20.), der starke Marco Reus (49.) und Jonas Hoffmann (56.) sorgten für die erste Heimniederlage des deutschen Rekordmeisters in der Bundesliga seit 28. Oktober 2012 gegen Bayer Leverkusen (1:2). Die Bayern, unter deren Leistung die Rote Karte von Rafinha (90+1., Tätlichkeit) den passenden Schlusspunkt setzte, fanden trotz bestmöglicher Besetzung zu keinem Zeitpunkt ein Rezept gegen einen kompakten und cleveren BVB, der scheinbar mühelos die Schwächen der Münchner in Abwehr, Mittelfeld und Angriff aufzeigte - und zugleich zeigte, dass er auch ohne Tore von Robert Lewandwski erfolgreich sein kann. Der künftige Münchner kam erst in der 62. Minute.
"Wir haben früh angegriffen, nur so kann man hier bestehen", sagte Reus bei Sky: "Wenn man sich hier hinten reinstellt, wird es schwer. Das war der Schlüssel zum Erfolg." Hofmann sprach von einer "brutal guten Mannschaftsleistung." Für Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer war die Niederlage derweil "kein Beinbruch. Unsere Spieler sind keine Roboter, sie haben auch Gefühle." Rafinhas Platzverweis nannte Sammer "unnötig."
Dortmund mit hohem Pressing
Dortmund spielte sein gewohntes Pressing, stand sehr hoch und störte den Spielaufbau der Bayern damit empfindlich. Die Münchner dominierten zwar den Ball, kamen aber kaum einmal bis in die Nähe des Strafraums. Es fehlte außerdem die Selbstverständlichkeit, die den FC Bayern in dieser Saison oft ausgezeichnet hatte, viele der Aktionen wirkten bemüht und oft wenig durchdacht. Neben den beiden Flügeln machte der BVB auch die Mitte des Spielfeldes dicht, den Münchnern mangelte es erkennbar an der Genauigkeit im Passspiel, um sich dort durchzusetzen.
Mario Götze hing als zentraler offensiver Mittelfeldspieler völlig in der Luft, fand keine Bindung zum Spiel. Franck Ribéry und Arjen Robben wurden auf den Außenbahnen gedoppelt und waren abgemeldet. Dahinter versuchte Bastian Schweinsteiger mit großem Einsatz, aber oft erfolglos das Spiel zu gestalten.
Das Spiel des BVB war wesentlich klarer strukturiert. Einmal in Ballbesitz, schaltete die Borussia sehr schnell um und brachte die Abwehr der Münchner damit regelmäßig in arge Bedrängnis. Vor allem Dante hatte nicht seinen besten Tag erwischt. Beim Führungstreffer des BVB ließ sich der FC Bayern jedoch komplett überrumpeln. Nach einem Einwurf von Hofmann leitete Pierre-Emerick Aubameyang den Ball blitzschnell auf Reus weiter - dieser spielte den ungedeckten Torschützen Mchitarjan frei.
Bayern mit wenig Torgefahr
Während Aubameyang in der 22. Minute eine weitere gute Chance besaß, kamen die Münchner zunächst zu überhaupt keiner Chance. Ein Freistoß von David Alaba (14.) aus 25 Metern blieb in der ersten Halbzeit der einzige Schuss, der auf das Dortmunder Tor abgegeben wurde - der Ball flog weit vorbei. Erst in der 43. Minute wurde es erstmals gefährlich für Roman Weidenfeller, der Torwart der Borussia parierte einen Seitfallzieher von Mario Mandzukic. Brenzliger wurde es aber für den BVB kaum, Mandzukic traf noch mal das Außennetz (71.).
Dortmund war gegenüber der Startformation beim 2:0 am vergangenen Dienstag gegen Real Madrid gleich auf fünf Positionen verändert, unter anderem saß Lukasz Piszczek zunächst nur auf der Bank. Die Umstellungen fielen aber kaum auf. Die Abwehr stand, nach vorne ging wie gewohnt die Post ab: Beim 2:0 spielten Mchitarjan, Aubameyang und Reus im Schnelldurchgang die Münchner Abwehr aus, beim 3:0 vollendete Hofmann einen 70-Meter-Pass von Sokratis.