Kurz vor seiner Rücktrittsankündigung gab Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit noch den Startschuss für das Rennen um Olympia. "Der Senat hat beschlossen, die Fragen zu beantworten. Wir haben einen umfangreichen Katalog erstellt und werden diesen nun dem DOSB zukommen lassen", sagte der SPD-Politiker am Dienstag. Nur rund eine Stunde zuvor hatte auch Hamburg grünes Licht für eine Olympiabewerbung gegeben, beide Städte werfen damit nach unzähligen Interessensbekundungen ihren Hut in den Ring.
"Eine Arbeitsgruppe hat sich sehr intensiv und fleißig damit beschäftigt. Das hätte sie nicht gemacht, wenn sie nicht der Meinung wäre, den DOSB und das IOC überzeugen zu können", erklärte der Hamburger Senatssprecher Christoph Holstein. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte den beiden möglichen Bewerberstädten einen Fragenkatalog vorgelegt, der bis zum Ende der Woche beantwortet werden muss.
Am 1. September sollen die Pläne der Bewerber vom DOSB und den Städten der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Infrage kommen Bemühungen um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028. Allerdings ist auch noch eine Nichtbewerbung möglich.
Knappes Zeitfenster
Nach dem nun erfolgten Schritt kommt nun aber wohl erst die entscheidende Phase: Beide Städte müssen neben dem DOSB auch ihre Bürger überzeugen. In beiden Städten soll es eine Befragung zu diesem Thema geben. "Ich würde es bedauern, wenn die Politik mutlos wird, weil man Angst hat, bei Bürgerentscheiden nicht die gewünschte Abstimmung zu bekommen", sagte Wowereit.Für eine Bewerbung 2024 ist der Zeitrahmen allerdings äußerst eng. Eine Entscheidung für den deutschen Bewerber müsste dann voraussichtlich bereits bei der DOSB-Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Dresden fallen. Ob bis dahin ein Votum der Bürger möglich ist, erscheint mehr als fraglich.
Und sollten die Bürger in der ausgewählten Stadt anschließend gegen eine Bewerbung entscheiden - wie zuletzt in München - wäre dies sowohl für die Politik als auch für den organisierten Sport erneut eine herbe Niederlage. Und ein Szenario, dass eigentlich unbedingt vermieden werden sollte.
Kosten in Milliarden-Höhe
Derzeit scheint ein möglicher Ausgang eines Bürgervotums sowohl in Berlin als auch in Hamburg nicht vorhersehbar. In der Hauptstadt hatte eine repräsentative Meinungsumfrage zuletzt eine knappe Mehrheit (52 Prozent) für Olympia ergeben. Beim Konkurrenten aus Hamburg äußerten zwar 73 Prozent der Befragten Gefallen an den Bewerbungsplänen, genauso viele Menschen meinten allerdings auch, die Ausrichtung koste die Stadt zu viel Geld. Die Gegner haben sich unter dem bekannten Motto "NOlympia" bereits formiert.Für eine mögliche Olympiabewerbung plant Berlin derzeit mit Kosten von 50 Millionen Euro, die Ausrichtung der Spiele soll zwei Milliarden Euro kosten. Laut einer Berechnung der Hamburger Handelskammer würde die Ausrichtung in der Hansestadt 6,5 Milliarden Euro kosten, von denen die Stadt jedoch nur eine Milliarde tragen müsste.
Wer die Sommerspiele 2024 austrägt, wird 2017 entschieden, bis Ende 2015 muss eine endgültige Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vorliegen.