DOSB-Präsident Alfons Hörmann (55) rechnet bei der Aufklärung des FIFA-Skandals mit einem starken Deutschen Fußball-Bund. "Der DFB ist der weltgrößte und zugleich ein sehr leistungsstarker Verband", sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes dem SID: "Da ist es logisch, dass er in dieser Krisensituation eine starke und führende Rolle übernehmen wird."
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (64) sei "sehr erfahren und weltweit geschätzt, um moderierend, kritisierend und auch motivierend einzugreifen", sagte Hörmann: "Er ist Mitglied des Exekutivkomitees und ich habe keine Zweifel, dass er sich des Themas professionell annimmt. Allerdings wurden zuletzt die Vorstandsmitglieder wohl nicht einmal offen und korrekt informiert, was diese Aufgabe für ihn und seine Kollegen nicht einfach macht."
Der Fußball-Weltverband war durch die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen FIFA-Boss Joseph S. Blatter (79) in der vergangenen Woche noch tiefer ins Chaos gestürzt. Auch Michel Platini (60), Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA), scheint in den Skandal verstrickt.
Flüchtlingskrise für Olympia problematisch?
In der aktuellen Flüchtlings-Krise in Deutschland sieht Hörmann derweil eine Erschwernis für das Olympia-Referendum am 29. November in Hamburg. "Wir müssen mindestens 260.000 Hamburger dazu bewegen, dass sie den Weg für die Spiele freimachen. Das ist eine durchaus stattliche Herausforderung, die insbesondere (...) unter dem Aspekt der Flüchtlings-Krise noch einmal etwas schwerer zu finden ist", sagte Hörmann bei der Bundestrainer-Konferenz in Hannover.
Die Argumentation der Olympia-Gegner nach dem Motto: 'Haben wir denn überhaupt das Geld für so ein Projekt, gibt es jetzt nicht wichtigere Dinge zu tun?' sei eine, "die in weiten Teilen der Bevölkerung zumindest wahrgenommen wird", ergänzte der 55-Jährige. Für das Thema Olympia 2024 komme die Krise "zur absoluten Unzeit", meinte Hörmann. Er sehe aber auch die Chance, "das eine mit dem anderen wirkungsvoll" zu ergänzen: "So wie derzeit Flüchtlinge willkommen geheißen werden, wollen wir 2024 die gesamte olympische Sportfamilie willkommen heißen."
Beim Referendum in der Hansestadt muss eine einfache Mehrheit für die Austragung der Spiele her, zudem müssen 20 Prozent aller Wahlberechtigten mit Ja stimmen - in Hamburg sind das etwa 260.000 von 1,3 Millionen Wahlberechtigten. Werden die Zahlen nicht erreicht, muss der Deutsche Olympische Sportbund die Bewerbung zurückziehen.
Hörmann bezeichnete darüber hinaus die Situation für den deutschen Sport in Zeiten der Flüchtlings-Krise als "große Herausforderung". Sorgen bereitet ihm dabei die zunehmende Umfunktion von Sportstätten zu Notunterkünften. "Wenn eine Sporthalle zwei, drei, vier Wochen nicht nutzbar ist, bricht ein Sportsystem noch nicht zusammen", sagte Hörmann. Wenn Sportinfrastruktur jedoch wie an mancher Stelle ohne Absprache dauerhaft "zweckentfremdet" werde und damit im Nachwuchs- und Spitzensport keine Zeit zur Reaktion verbleibe, könne Sportdeutschland "nicht die Form der aktiven Integration vollziehen, zu der der Sport zweifelsohne in der Lage ist".