Der 1. FC Nürnberg hat noch keinen Trikotsponsor, zudem keine sattelfeste Abwehr. Droht beim Club, wo Dieter Hecking einen Rekord anpeilt, also wie 2008 ein böses Erwachen? sportal.de hat auch viel Positives entdeckt und glaubt an eine sorgenfreie Saison.
Die Sache mit den Trikots soll sich bis zum ersten Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund am 1. September erledigt haben, die Verhandlungen mit diversen Interessenten sind laut Finanz-Vorstand Ralf Woy weit fortgeschritten. Das Trikot mit der Aufschrift "Der Club" könnte bei den Fans zwar zu einem Verkaufsschlager werden, die vom Sponsor erhofften vier Millionen Euro würden so aber sicher nicht zusammenkommen.
Best-Case-Szenario: Nürnberg kommt auf Rang 9
Wenn am 34. Spieltag Dieter Hecking wie gewohnt auf der Nürnberger Bank Platz nimmt, gibt es vermutlich zwei Dinge zu feiern: Erstens steigt der seit Ende 2009 amtierende Trainer zum Nürnberger Rekordcoach in der Bundesliga auf und der Klassenerhalt dürfte dann ebenfalls, zum vierten Mal in Folge, bejubelt werden.
Moment, werden eingefleischte Glubb-Fans nun einwerfen, hier geht es doch um die maximale Ausbeute der Nürnberger in der kommenden Saison und dabei soll nicht mehr als der verhinderte Sturz in die Zweitklassigkeit rauskommen? Einstelliger Tabellenplatz, Europa League oder Pokalfinale, das klingt nach amtlichen Zielen für einen Verein, der sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt hat.
Wir schauen genauer hin und landen zunächst zwangsläufig bei den Abgängen. Da wäre zunächst Philipp Wollscheid, für fünf Millionen Euro ging der Abwehrchef zu Bayer Leverkusen. Mit Dominic Maroh ging ein weiterer Innenverteidiger zum 1. FC Köln. Offensiv wird der Weggang von Daniel Didavi besonders schmerzen, der Leihspieler des VfB Stuttgart war der überragende Akteur der vergangenen Rückrunde. Albert Bunjaku, Jens Hegeler und Christian Eigler werden dagegen kaum vermisst.
Neu in der Offensivabteilung sind Sebastian Polter, der in Japan dezent mit Shinji Kagawa verglichene Hiroshi Kiyotake und Timo Gebhart - alle drei könnten zum Bundesliga-Start in der ersten Elf stehen. Daran erkennt man, dass Hecking und Manager Martin Bader in diesem Sommer die obligatorischen Abgänge nicht nur ersetzt haben, in der Breite ist der Kader sogar etwas stärker geworden.
Polter, der die Tradition der Leihspieler beim Club fortführt, lieferte sich in der Vorbereitung ein Duell mit Tomas Pekhart um den Posten des Stoßstürmers in Heckings 4-2-3-1 - mit Vorteilen für den Wolfsburger. Kiyotake verpasste wegen Olympia weite Teile der Vorbereitung, der schnelle und wendige Japaner gilt aber als Hoffnungsträger. Und Gebhart wird wie Kiyotake in der offensiven Dreierreihe auflaufen, mit Robert Mak, dem aufstrebenden Youngster Julian Wießmeier, dem von Hecking deutlich kritisierten Alexander Esswein und Mike Frantz und Markus Mendler stimmt die Qualität aber auch in der zweiten Reihe.
Und schon schließt sich der erste Club-Kreis und wir sind wieder bei Hecking gelandet: Nach turbulenten Jahren mit acht Abstiegen, acht Aufstiegen und insgesamt 48 Trainern seit der Bundesliga-Gründung 1963 ist in Nürnberg nach dem Rückzug des langjährigen Präsidenten Michael A. Roth Kontinuität eingezogen. Hecking macht junge Spieler besser, trägt die Rolle des Clubs mit und ist mit seiner ruhigen, besonnenen und weitsichtigen Art genau der richtige Trainer für die Nürnberger.
Trotzdem wird es für den Club nicht höher hinaus als Rang neun gehen. Viele Experten rechnen mit einer Überraschungsmannschaft, die in die Phalanx der großen Clubs hineinstoßen kann, die Nürnberger werden das aber nicht sein.